Mein Zykluscomputer piepst. Er zeigt an „wahrscheinlich schwanger“. Ich weiss natürlich, weshalb er das macht. Er stellt einfach fest, dass meine Temperatur seit mehreren Tagen auf demselben, hohen Niveau geblieben ist und ich keine Menstruation eingetragen habe. Folglich schwanger.

Ich mache mein Morgenritual (lies gerne hier, wie ich endlich das passende gefunden hatte)

Ich lausche in mich. Ich stelle wirklich nichts eindeutiges fest, ausser dass mich ein freudiges Kribbeln durchströmt, ganz warm, beim Gedanken an ein Kind in meinem Bauch. Und Aufregung. Es fühlt sich immer noch an, als hätte ich dauernd etwas einen zu tiefen Blutzucker, der ganze Körper etwas luftig, kribblig, leicht zittrig.

Ich gehe spazieren. Vieles geht mir durch den Kopf. Auch durch den Körper. Ich merke Freude, Angst, Aufregung, Trauer, Dankbarkeit. Mir kommt der Gedanke, dass das alles schon ein wenig speziell wäre. Anfangs Jahr die Selbständigkeit, schwanger geworden einige Tage um das Jahreskreisfest Beltane, das Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest.

Und heute sind wir eingeladen bei einer Familie, deren Mutter und Ehefrau ich in den letzten Wochen ihres Lebens begleitet habe. Es war eine Begleitung, die mir unter die Haut ging, die mich berührte und mich so bestärkte, meinem inneren Ruf zu folgen. Die Kraft, die ich da erlebte, in all der Trauer und der Schwere der Situation, diese Kraft war einfach unglaublich. Welche Kraft solche Übergänge freisetzen können, wie sehr wir unserem Kern dabei nahe kommen, wie sehr wir dem Kern der anderen beteiligten Menschen nahe kommen, wenn das Ereignis Sterben einen Kreis, eine Familie ereilt… Es war so eindrücklich, lebensverändernd.

Meine Vision, mit meiner Selbständigkeit zu erreichen, dass das Gebären und Sterben wieder ins Leben von uns allen geholt wird. Dass wir es im Kreise unserer Familie und unserer Liebsten erleben können. Dass Kind sein und alt werden dazu gehört, keine Phase aus dem Leben ausgeschlossen wird. Wir uns vor nichts schützen müssen, weil wir das können, weil wir dazu gemacht sind. Es ist das pure Leben, das da stattfindet. In uns , um uns.

Mein Mann ist aufgestanden. Er sitzt auf dem Sofa mit der Zeitung, ich setz mich zu ihm und er fragt: „Und, hast du deine Tage bekommen?“ „Mmh, nein..?!“ Er macht grosse, fragende Augen. „ Wenn man meinem Zykluscomputer glaubt, dann bin ich „wahrscheinlich schwanger“.“ „Merkst du nichts, du als Körperexpertin?“ Ich muss schmunzeln, ich glaubs ja selber kaum. Nein, ich könnte nicht sagen, es gebe eindeutige Zeichen. Wir reden darüber, wie das ist für uns. Er meint, für ihn habe es gepasst, mit zwei Kindern. Er hätte sich wirklich kein weiteres Kind gewünscht. Dennoch kommt nicht in Frage, vor allem für mich nicht, eine Schwangerschaft abzubrechen. Er kann mit beiden Entscheidungen leben, sagt er. Wir werden das schon schaukeln. Man siehts ihm an, dass er sich was anderes gewünscht hätte. Es dauert ein bis zwei Stunden, dann sagt er, es sei schon besser. Der Gedanke komme langsam an.

Ich hadere mit mir. Dieser Schwangerschaftstest gäbe mir Klarheit. Irgendetwas in mir will aber keinen. Trotzdem ist die Versuchung gross und ich bin froh, keinen zu Hause zu haben. Ich weiss von meinen ersten Schwangerschaften, dass der Test eher spät anzeigte, dass ich schwanger bin. Und ich weiss auch noch, dass ich sicherlich ein oder zweimal einen positiven Test hatte und dann einige Tage später die Blutungen einsetzten. Ganz ehrlich gesagt, hat mich das emotional nicht so mitgenommen, das irritiert mich manchmal heute noch etwas. Aber die Vorfreude, dass da ein Kind in meinem Bauch und bald auf der Welt sein wird, war natürlich da. Und wenn dann Blutungen eintreten, weiss man, dass dieses Kind nicht dasjenige sein wird, das in dein Leben treten wird. Und wer weiss, obs dann nochmals klappt… Ob Test ja oder nein, das wäre mal wieder was sehr passendes fürs freye Spiel… Mal schauen, vielleicht mach ichs später….


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